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Liebe Schockwellen-Leser*innen, |
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Rasch steigende Zinssätze lösten in den 1980er Jahren die lateinamerikanische Schuldenkrise aus und verursachten wirtschaftliche und politische Nachbeben, die bis heute zu spüren sind. Werden steigende Zinsen, die durch eine hohe Inflation und einen starken US-Dollar ausgelöst werden, nun das Gleiche in Afrika bewirken? Wir werfen einen genaueren Blick darauf. DAS WICHTIGSTE IM ÜBERBLICK:Steigende Zinsen: Die durchschnittliche Inflation wird in diesem Jahr in den Schwellen- und Entwicklungsländern voraussichtlich 9,5 % und in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften 6,6 % erreichen. Die Gesamtinflation in Afrika hat sich von 3,5 % im Januar 2020 auf über 10,6 % im Juni 2022 verdreifacht. Die Zentralbanken weltweit erhöhen die Zinssätze, um die Inflation einzudämmen. Länder mit niedrigem Einkommen zahlen letztlich den höchsten Preis: Hohe Inflation und hohe Zinsen können zu Währungsabwertung und Kapitalflucht führen und machen es für die Länder teurer, sich Geld zu leihen und bestehende Schulden zu bedienen. Das ist ein Verlustgeschäft. Ein perfekter Sturm: Die Pandemie, Engpässe in den Lieferketten, der Klimawandel und Russlands Krieg in der Ukraine - also ein perfekter Sturm von Krisen - haben zu einer höheren weltweiten Nachfrage nach dem US-Dollar beigetragen, was ihn im Vergleich zu anderen Währungen gestärkt hat. Ein stärkerer US-Dollar wirkt sich negativ auf das weltweite Wirtschaftswachstum aus, wobei die Auswirkungen in den "Schwellen- und Entwicklungsländern" am größten sind, so ein neuer Bericht der Brookings Institution. Ein stärkerer US-Dollar verteuert auch Importe - insbesondere Lebensmittel und Treibstoff - und erhöht damit den Druck auf die Volkswirtschaften der ärmeren Länder. Die Weltbank warnt vor einer globalen Rezession im Jahr 2023, die den Schwellen- und Entwicklungsländern "nachhaltigen Schaden" zufügen würde. Dominoeffekt des Dollars: Die drastischen Zinserhöhungen der US-Notenbank in den letzten Monaten zur Eindämmung der Inflation werden sich stark auf andere Länder auswirken, insbesondere auf solche mit einer hohen Schuldenlast. Der US-Dollar ist die Weltreservewährung, und etwa 40 % der weltweiten Transaktionen werden in US-Dollar abgewickelt. Über 60 % der einkommensschwachen Länder sind bereits bankrott oder hochgradig schuldengefährdet, darunter 22 Länder in Afrika. Höhere US-Zinssätze bedeuten für diese Länder höhere Schuldenrückzahlungen und Kreditkosten. Allein im Jahr 2022 wird der Schuldendienst Afrika 64 Milliarden Dollar kosten. Expert*innen warnen vor einer "historischen Kaskade von Zahlungsausfällen". Wenn die 16 risikoreichsten Länder Afrikas in Zahlungsschwierigkeiten geraten, besteht für weitere 20 Millionen Menschen die Gefahr, in extreme Armut zu geraten. Ein klassisches Beispiel: Ghana und Kenia veranschaulichen die Herausforderungen, denen sich viele Länder stellen müssen, wenn höhere Zinssätze auf hohe Schuldenlasten treffen. Ghana befindet sich in einer Staatsschuldenkrise, der schlimmsten seit dem Jahr 2000, als der IWF und die Weltbank Schulden in Höhe von 4 Milliarden Dollar erlassen haben. Diesmal befindet sich jedoch ein beträchtlicher Teil der ghanaischen Schulden in privatem Besitz von Akteur*innen, die an Neuverhandlungen nicht interessiert sind. Zudem wäre eine IWF-Rettung an Bedingungen geknüpft, die politisch möglicherweise nicht vertretbar sind. Hinzu kommt, dass über 80 % der ghanaischen Auslandsschulden in US-Dollar gehalten werden, was die Lage verschlimmert. In Kenia wird die Staatsverschuldung in diesem Jahr voraussichtlich auf über 70 % des BIP ansteigen, wobei 75 % davon in US-Dollar gehalten werden. Die Subventionen, mit denen die Regierung die Bevölkerung vor den schlimmsten Auswirkungen der jüngsten Krisen bewahrt hat, haben zu noch höheren Schuldendienstverpflichtungen geführt. Unerschwinglich: Die Inflation der Lebensmittelpreise ist in Afrika, wo über 50 % der Haushaltsausgaben auf Lebensmittel entfallen, deutlich zu spüren. Die russische Blockade des ukrainischen Getreides hat erheblich zum Anstieg der Lebensmittelkosten beigetragen, und auch die Kraftstoffpreise wurden durch die Notwendigkeit, alternative Quellen zu erschließen, beeinflusst. In den letzten zwei Jahren stiegen die Kosten für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Palmöl und Reis um fast 24 %. In Ghana stieg der Preis für Maniok (ein Wurzelgemüse, das schätzungsweise 30 % der täglichen Kalorienzufuhr in Ghana ausmacht) von 2020 bis 2021 um 78 %. Der gestiegene Verbrauch von Grundnahrungsmitteln, höhere Produktionskosten, die Abwertung der Landeswährung und Transportbeschränkungen tragen zu diesem Preisanstieg bei. Nach Angaben des IWF steigen die lokalen Preise für Grundnahrungsmittel in Afrika durchschnittlich um 0,7 % pro 1 % Anstieg des Verbrauchsanteils. Kleiner werdender Geldtopf: In der Zwischenzeit haben die Auswirkungen der wirtschaftlichen, politischen und gesundheitlichen Krisen in den reichen Ländern zu einer Kürzung der Entwicklungsbudgets geführt. Mit anderen Worten: in Zeiten mehrerer Krisen und größerer Not gibt es weniger Hilfe. Der russische Krieg in der Ukraine war einer der Hauptursachen dafür, dass der Bedarf an Flüchtlingshilfe in Europa drastisch gestiegen ist. Die europäischen Länder (vor allem das Vereinigte Königreich) greifen auf ihre Entwicklungshilfebudgets zurück, um ukrainische Flüchtlinge zu unterstützen. Die Schätzungen von ONE zeigen, dass sich die Flüchtlingskosten der Geber*innen für die Ukraine auf mehr als 45 Mrd. USD belaufen könnten, was mehr als einem Viertel der gesamten globalen Hilfsausgaben im Jahr 2021 entspricht. Wenn die reichen Länder ihre ODA-Budgets nicht aufstocken, um den Entwicklungsbedarf von Ländern mit niedrigem Einkommen zu decken und Flüchtlinge im Land zu unterstützen, könnten die Folgen katastrophal sein. Ein Beispiel: Somalia steht am Rande einer Hungersnot, und dennoch fehlen fast 30 % der Mittel für humanitäre Hilfe. Lösungsansätze: Es gibt mehrere entscheidende Schritte, die wohlhabendere Länder unternehmen sollten, um die Auswirkungen der steigenden Inflation und der Zinssätze in Ländern mit niedrigerem Einkommen zu mildern. Sie sollten
AUS DEM ONE TEAM:
DIE ZAHLEN:
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UNSERE EMPFEHLUNGEN ZUM WEITERLESEN UND ANSCHAUEN:
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EIN BLICK AUF DIE ZUKUNFTVom 5. bis zum 7. Oktober findet der C20-Gipfel in Bali, Indonesien, statt. Vom 10. bis zum 16. Oktober findet die Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington, D.C. statt. Vom 12. bis zum 13. Oktober : Die Finanzminister*innen der G20 treffen sich in Washington, D.C. |
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Der COVID-19-Tracker von ONE fasst die wichtigsten Daten zu den Auswirkungen von COVID-19 auf Afrika zusammen. Erfahren Sie hier mehr. |
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Diese E-Mail wurde von ONE.org an test@example.com geschickt.
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