Offener Brief der Jugendbotschafter* innen an Olaf Scholz
Aktuell verhandelt die Bundesregierung den Haushalt für 2024. Finanzminister Lindner hat eine Kürzung der Gelder für Entwicklungszusammenarbeit vorgeschlagen. Mit einem offenen Brief richten sich die ONE-Jugendbotschafter*innen an Bundeskanzler Scholz mit dem Appell, diesen Vorschlag abzulehnen. Der offene Brief (PDF) wurde bereits von mehr als 250 ONE-Jugendbotschafter*innen weltweit unterzeichnet und wird von einigen Professor*innen und Jugendinitiativen unterstützt.
Auch du kannst den Brief der Jugendbotschafter*innen unterstützen. Mach deutlich, dass Menschen aus ganz Deutschland dagegen sind, dass bei der weltweiten Armutsbekämpfung der Rotstift angesetzt wird.
Sehr geehrter Bundeskanzler,
wir schreiben Ihnen heute, da Sie Chef sind. Als solcher haben Sie wesentlichen Einfluss auf den Haushaltsprozess. Wir, die Jugendbotschafter*innen von ONE, möchten Sie deshalb daran erinnern, den entwicklungspolitischen Herausforderungen ihren notwendigen Stellenwert einzuräumen.
Die aktuellen Planungen des Haushalts für das kommende Jahr wirken auf uns wie eine nahezu katastrophale Vernachlässigung. Dem Titel Ihres Koalitionsvertrags: “Mehr Fortschritt wagen” entspricht diese Politik nicht. Dabei hätte die Priorisierung von Entwicklungszusammenarbeit auch bedeutende und vielseitige Vorteile auf andere Ressorts Ihrer Regierung. Während sich der öffentliche Diskurs in Deutschland in diesen Zeiten besonders auf die Sicherheitspolitik fokussiert, sollten Sie nicht aus dem Auge verlieren, dass das Ziel immer menschliche Sicherheit ist. Nur so kann die Zeitenwende gelingen!
Zusätzlich sehen wir kluge und ausfinanzierte Entwicklungszusammenarbeit als Voraussetzung für die Bewältigung der Klimakrise (für die Deutschland ebenso eine große Mitschuld trägt!). Deutschland schuldet den Ländern des Globalen Südens hier insbesondere das Einhalten unserer finanziellen Versprechen – wie bspw. Deutschlands fairen Anteil zur Einhaltung des 100-Milliarden-Dollar-Ziels zur unterstützenden Finanzierung von Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen in Länder des Globalen Südens. Außerdem würde dadurch neben der Transformation unserer Wirtschaft ganz besonders die Ziele der Agenda 2030 bedeutend vorangebracht.
Kurz gesagt: Sie brauchen effiziente und komplexe Strategien für die gehäuften globalen Krisen. Wir geben den Rat: Verantwortung einsehen, Zuverlässigkeit beweisen und Partnerschaften fördern. Davon profitiert jede und jeder. Dazu hat sich die Bundesregierung längst verpflichtet. Wir erinnern an die 0,7%-Vereinbarung für entwicklungspolitische Gelder!
Dass Deutschland letztes Jahr sogar darüber hinausgegangen ist, hat uns sehr gefreut, berechtigt aber auf keinen Fall zur Nachlässigkeit in der Aufstellung des Haushaltsplans für 2024.
Bei einer Politik des Sparens um des Sparens Willen, bedenken Sie bitte, dass die Behebung von Ursachen immer günstiger ist als die Kosten von herausgezögerten Folgen. Entwicklungsinvestitionen sind Zukunftsinvestitionen - für die Sie sich heute entscheiden müssen.
Sie haben als einer der wenigen Menschen die Macht und Möglichkeit, das zu entscheiden. Nicht nur wir Jugendbotschafter*innen, sondern Menschen weltweit vertrauen auf Sie. Lassen Sie uns nicht im Stich und seien Sie der Chef. Der gute Chef!